Was bedeutet Alternativer Handel?
veröffentlicht am 28.11.04 von Stefan Freudenberg
Aus der Kritik am bestehenden Welthandel ist bereits Anfang der 70er Jahre der »alternative Handel« entstanden — seine heutige Version nennt sich: Fair Trade.
Die Kritik ist gegen den ungerechten und ausbeuterischen internationalen Handel gerichtet, gegen das Ungleichgewicht zwischen HandelspartnerInnen in den Ländern des Nordens und des Südens, das deutlich wird in den niedrigen Rohstoffpreisen, in der Machtkonzentration von transnationalen Konzernen, in der Missachtung bzw. dem weiteren Abbau sozialer und ökologischer Standards, in Handelshemmnissen für Fertigprodukte aus der sogenannten »Dritten Welt« und in den katastrophalen Auswirkungen, die die einseitigen Austauschverhältnisse auf die Lebensbedingungen der Mehrheit der Bevölkerung in sog. Entwicklungsländern haben.
Neben dieser internationalen Ebene existieren auch innerhalb der Länder unterdrückende politische Verhältnisse und wirtschaftliche Strukturen, wie z.B. der Zwischenhandel, der den mangelnden direkten Marktzugang der ProduzentInnen ausnutzt.
Der alternative Handel versucht innerhalb des bestehenden ungerechten Weltwirtschaftssystems beispielhaft zu zeigen, wie die ökonomischen Rahmenbedingungen verändert werden müssten, um den Menschen in der »Dritten Welt« positive Perspektiven zu eröffnen und mindestens ein Auskommen zu garantieren. Speziell berücksichtigt werden dabei KleinproduzentInnen, indigene Bevölkerungsgruppen und Frauen, die von Armut besonders betroffen sind.
Worin besteht der alternative Handel?
Warenverkauf
- Auf dem gesamten Handelsweg zwischen ProduzentInnen und EndverbraucherInnen werden Prinzipien wie gleichberechtigte Mitbestimmung, Transparenz von Entscheidungen und Preiskalkulation, sowie allgemeine Prinzipien der Sozial- und Umweltverträglichkeit angestrebt.
- Den ProduzentInnen wird ein gerechterer Preis gezahlt, der ihnen die Basis für eine Existenz bietet und es ihnen erlaubt, eigene Vermarktungswege aufzubauen, eigene Gesundheitsversorgung und Bildungsarbeit zu organisieren und Produktionsverbesserungen umzusetzen.
- Garantierte, langfristige Handelsbeziehungen werden angestrebt.
- Unterstützt werden Aufbau und Erhaltung regionaler Märkte mit dem Ziel, einseitige Abhängigkeiten vom Export zu vermeiden.
- Beratung bei Produktion und Vermarktung.
- Vorfinanzierung für die ProduzentInnen.
Informationsarbeit
- er alternative Handel versucht, über Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ein entwicklungspolitisches Bewusstsein zu fördern.
- Die Informationsarbeit bezieht sich nicht nur auf den Handel, sondern zu aktuellen Themen und erfolgt in Zusammenarbeit mit anderen (entwicklungs)politisch engagierten Gruppen.
Politische Aktionen
- Durch Aktionen und Kampagnen wird versucht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, kritische KonsumentInnen zu mobilisieren und auf eine Veränderung des Alltags im kritisch-emanzipatorischen Sinne hinzuarbeiten.
- Die Aktionen beziehen sich auf die Bedingungen des internationalen Handels, die Verschuldungsproblematik und nicht zuletzt auf Menschenrechtsverletzungen.