Lokale Initiativen in Südasien stärken
veröffentlicht am 10.01.05 von Stefan Freudenberg
Die Frankfurter Hilfsorganisation medico international mahnt, auch angesichts der unfassbaren Dimensionen der Katastrophe in Südasien Kriterien für eine sinnvolle und effektive Hilfe zu beachten. medico forderte dazu auf, „wo immer möglich lokale Initiativen und Partner zu unterstützen“. Sie seien „zur effektivsten Hilfe in der Lage“, sagte medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer. „Sie kennen den Bedarf, sie sprechen die Sprache und sie sind auch zu einer angemessenen ersten psychosozialen Hilfe für die traumatisierten Überlebenden fähig.“
Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Menschen hier und die Millionen an Spenden dürften nicht dazu führen, „dass plakative schnelle Hilfe umgesetzt wird, nach deren langfristigen Effekten nicht gefragt wird“, warnte Gebauer. Bei aller berechtigten Skandalisierung der Nöte der Menschen dürfe nach der Meeresflut „nicht eine willkürliche Hilfsflut entstehen, die vorhandene Infrastruktur und Selbsthilfe auch noch hinwegspült“. Es müsse zielgerichtet entwicklungsorientierte Nothilfe geleistet werden, die dezentralisierte Strukturen zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung und Krisenprävention unterstützt und aufbaut.
Angesichts der Tsunami-Katastrophe forderte der medico-Partner, der indische GesundheitsÂwissenschaftler und Mitarbeiter des Gesundheitsnetzwerkers „People’s Health Movement“, Prof. Dr. Ekbal, die Entwicklung eines Katastrophenpräventionsprogramms, das „in erster Linie die gefährdetsten Gruppen stärkt“. In der Regel seien das die ärmsten Bevölkerungsschichten. Dazu gehöre, so Ekbal, dass diese Gruppen an der Entwicklung einer Krisenprävention beteiligt werden müssten. „Es muss auf deren Erfahrungen und Bedürfnissen basieren und kann nicht von oben herab verkündet werden.“ Außerdem müsse anerkannt werden, dass Gemeinden, die gefährdet sind, ein „Recht auf Katastrophenpräventions- und -Schutzprogramme“ hätten, was die humanitäre Hilfe einschließe. Es gehe nicht an, dass dies nur als karitativer Akt nach Gutdünken zur Verfügung gestellt werde.
medico international unterstützt derzeit in Indien das People’s Health Movement, das gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen in Südindien die Notversorgung der betroffenen Bevölkerung organisiert. Parallel arbeitet das People’s Health Movement an einem Monitoring-Mechanismus, um mit seinem Netzwerk lokaler Initiative im südasiatischen Raum sicherzustellen, dass die Hilfsleistungen auch wirklich bei denen ankommen, die sie bedürfen und Missbrauch vorzubeugen.
In Sri Lanka steht medico in Verbindung mit der lokalen Nichtregierungsorganisation „SEED“. Neben einer Gehörlosenschule, verschiedenen Siedlungsprojekten und dem Aufbau von örtlichen Krankenstationen hat SEED in den vergangenen Jahren auch die Organisation partnerschaftlicher Strukturen zwischen singhalesischen und tamilischen NGOs als einen Schwerpunkt seiner Arbeit begriffen.
Für die aktuelle Katastrophe hat SEED in Zusammenarbeit mit dem NGO-Konsortium in Vavuniya die Koordination für Hilfeleistungen vor allem für die nördliche Halbinsel Jaffna übernommen. Neben der Versorgung von Verletzten und Ãœberlebenden mit Medikamenten, Decken und VerpflegÂung stelle sich dort eine besondere Herausforderung, so medico: Durch den jahrzehntelangen Krieg zwischen den Tamil Tigers und der Armee sei insbesondere die Jaffna-Halbinsel vermint. Anstrengungen in den vergangenen Monaten und Jahren, diese Flächen als vermint bzw. minenfrei zu kennzeichnen, seien durch die Flutwelle des Seebebens zunichte gemacht.
Für diese Arbeit bittet medico international um Spenden unter dem Stichwort „Seebeben“ auf die Kontonummer: 1800, Frankfurter Sparkasse, BLZ: 50050201.