Aufstand in Bolivien

veröffentlicht am 8.06.05 von Stefan Freudenberg

Hunderttausende Bolivianerinnen und Bolivianer demonstrierten am Montag in den Straßen von La Paz für die Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasreserven. Dabei kam es zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen den radikalsten Sektoren der sozialen Bewegungen und der Polizei. Auch in Cochabamba und Potosí brachten Proteste das öffentliche Leben zum Erliegen, wichtige Auobahnen des Landes waren an mehren Stellen blockiert. Präsident Carlos Mesa bot am Dienstag zum wiederholten Mal seinen Rücktritt an.

In den letzten drei Wochen hat sich die Krise des bolivianischen Staates zugespitzt, da die politische Klasse keine Anstalten gemacht hatte, die Forderungen der sozialen Bewegungen nach Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung und der Verstaatlichung des Energiesektors umzusetzen. Die Proteste werden u.a. von den Organisationen der Aymara, der Bergarbeitergewerkschaft, den Nachbarschaftsversammlungen von El Alto, Bauernverbänden, Studentinnen sowie der größten bolivianischen Oppositionspartei Movimiento al Socialismo (kurz: MAS; deutsch: Bewegung zum Sozialismus) getragen.

Das Rücktrittsangebot Mesas wird am Donnerstag, den 9. Juni, im Kongress behandelt. Wegen der Proteste im Regierungssitz La Paz soll die Sitzung in der nominellen Hauptstadt Sucre abgehalten werden. Nach bolivianischem Gesetz würde das Präsidentenamt an den Vorsitzenden des Senats Vaca Diez übergehen, der einen Dialog mit den sozialen Bewegungen für unnötig hält. Evo Morales, der Anführer der MAS, forderte Vaca Diez und den Chef der Abgeordnetenkammer bereits auf, ebenfalls auf die Präsidentschaft zu verzichten, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Die MAS hat sich mittlerweile auch den Forderungen nach Verstaatlichung der wichtigsten Bodenschätze angeschlossen.

Aus La Paz berichten die authentischen Journalisten Jean Friedsky und Luis Gómez von der amerikanischen Internet-Zeitung Narco News. Dort erscheinen zur Zeit stündlich aktuelle Berichte zur Situation in Bolivien auf englisch und spanisch. Wir werden unseren Leserinnen und Lesern auch weiterhin deutsche Übersetzungen und Zusammenfassungen aus dieser Quelle über die spannenden Entwicklungen in Bolivien und anderen Teilen Américas liefern. An dieser Stelle möchten wir Narco News für die engagierte und Äußerst kompetente journalistische Arbeit danken und auf deren Finanzierung durch den Fund for Authentic Journalism hinweisen. So stay tuned kind reader …